Manche Inseln, so heißt es, erkennt man an ihrem Duft – Sansibar gehört sicher dazu. Auf einer der „Spice Tours” kann man sich davon überzeugen: Die heiß-feuchte Luft ist voll von Muskatnuß, Zimt, Kardamon, Vanille und Zitronengras. Doch die Königin unter den Gewürzen ist die Gewürznelke, die ständiger Begleiter auf der Insel wird und noch heute zu den wichtigsten Handelsgütern zählt. Eine derartige Spice Tour, die fast von jedem Hotel organisiert wird, ist eine gute Möglichkeit, die Insel und ihre Geschichte näher kennen zulernen. Der Reisende fährt vorbei an Orten, die wie Paradiese sind, wenn sie nicht zugleich allzu menschlich wären: Im saftigen Grün des Waldes leuchten die Farbtupfer der Kleidung der Einheimischen wie die Früchte, auf die man beständig aufmerksam gemacht wird: Bananen, Papayas, Mangos, Granatäpfel und Zitrusfrüchte: Frauen schreiten lässig am Straßenrand entlang, den gefüllten Korb auf dem Kopf, vorbei an unter Kokospalmen dösenden Gestalten und schlummernden Siedlungen.
Handelszentrum.
Die Fahrt zu den persischen Bädern bei Kidichi versetzt einen in die vielfältige Vergangenheit Sansibars, von der zahlreiche Bauten und das bunte Völkergemisch zeugen. Die Frühgeschichte der Insel liegt im Dunkeln, auch wenn alte Handelsreiche wie die der Assyrer, Ägypter oder Phönizier sie wegen ihrer günstigen Lage mit Sicherheit als Zwischenaufenthalt wählten. Ab dem 9. Jahrhundert siedelten sich Araber an, und zwei Jahrhunderte später gesellten sich Schirazi-Perser dazu. Bis zum 11. Jahrhundert war die Bevölkerung zum Islam bekehrt worden, der noch heute die offizielle Religion des Landes ist – Christen, Hindus und Sikhs bilden nur eine Minderheit.
Out of Africa.
Auf den Spuren der Araber begibt sich der Reisende in Richtung Küste. Hier, endlich, blendet das blaue Meer in all seiner Pracht auf, und die stets wehende Seebrise macht noch so heiße Temperaturen erträglich. Vor dem Tauchgang steht auf Sansibar die Bootsausfahrt. Doch dann führt ein Sprung in die kristallklaren Wasser in prächtige Unterwassergärten, deren Vielfalt man sich am besten bei den im Westen gelegenen Inseln oder der Nordostküste erschließt. Korallengärten, die sich hinziehen, soweit das Auge reicht, eröffnen eine reiche tropische Fischwelt – Engelsfische, Barsche, Falter-, Lipp- und Papageienfische leuchten um die Wette.
Die Insel Mnemba an der Ostküste ist einer der Höhepunkte: Neben prächtigen Korallenbänken kann man auf Haie, Barrakudas und Rochen, darunter große Mantas, stoßen. Liebhaber von Großfischen sollten sich auch nach Tambare Boribu aufmachen – Haie und Rochen erwarten einen, mit etwas Glück begegnet man sogar einem Walhai. Barrakudas ziehen wie silberne Fahnen, vorbei und Thunfische sind hier regelmäßige Gäste. Manchmal, am frühen Morgen, bei kühler, frischer Luft, könnte man bereits an Land meinen, in das unendliche Blau vor gestoßen zu sein.
Frei nach Karen Blixens “Out of Africa: Nicht auf der Erde, sondern in tiefen, dunklen Wassern bewegt man sich auf dem Grund der See. Die kühlen Fluten, die gegen das Gesicht strömen, könnten Unterwasserströmungen sein. Neben dem Weg auf dem Meeresboden leben Dinge, dunkler als ihre Umgebung, die plötzlich auftauchen und in dem hohen Gras dahinrauschen. Das Licht wird klarer, und bei Sonnenaufgang erhebt sich der Meeresgrund zur Oberfläche, eine neue Insel.”
Kulturerbe
Zurück ans Land: Stone Town, das sich als “einzige funktionierend historische Altstadt Ostafrikas” bezeichnen darf, erschließt man sich am besten von der Strandpromenade aus. An der Küste ragen Paläste und Festungen empor. Der ehemalige Sultanspalast ist ist zu besichtigen. Prächtig leuchtet fern davon das “House of Wonders” das prächtige Türen präsentiert, für die Sansibar berühmt ist. Weiter Richtung Süden stößt man auf das “Afrika House Hotel”, den ehemaligen british Club, der noch ganz den kolonialen Zeiten nachzuhängen scheint: Etwa 70 Jahre bewahrte hierzulande das britische Protektoriat relativen Frieden.
Doch nach der Unabhängigkeit änderte sich das Gesicht Sansibars: In einer blutigen Revolution gegen die arabische Oberschicht wurde der letzte Sultan 1964 gestürzt. Noch im selben Jahr kam es zum Zusammenschluß mit Tanzania. Seit einigen Jahren erstrahlen die Kulturgüter der Insel in alter Pracht – die UN haben Stone Town zum Weltkulturerbe erklärt. Und an den palmenbestandenen Sandstränden sind komfortable Hotelanlagen entstanden – Sansibar ist der erste Grund, nach Ostafrika aufzubrechen.
Was sonst noch zu beachten ist:
Im Umgang mit der hauptsächlich islamischen Bevölkerung ist etwas Fingerspitzengefühl angebracht: So sollte man – vor allem an religiösen Stätten – seine Kleidung den Landessitten anpassen, keine Fotos von Menschen ohne vorheriges Fragen machen und sich bei einem Moschee-Besuch vorher erkundigen, ob der Eintritt für Nichtmuslime gestattet ist. Auch ein Zur-Schau-Stellen von Reichtum ist nicht angebracht auf Sansibar existiert Armut. Und zuletzt sollte man während der Tansania Safari bei der Wahl der Souvenirs wählerisch sein und keine Korallen oder Muscheln erwerben – die Muschelwelt Sansibars droht unter diesem „Wirtschaftszweig” erheblich dezimiert zu werden.